Meinen nächsten Posts widmen sich
semiotischen Analysen im Zusammenhang mit der Zeit und Zeitmessung; es wird um
Uhren und Kalender gehen. Auch in diesem Kontext bleibt mein Blog noch rot. Der Übertitel für die nächsten Tage lauten: „Zum
Kuckuck: Flashmob, Firmung, Morgenröte“. Heute schreibe
ich in der Morgenröte über die Morgenröte; die Sonne geht soeben auf.
Wir sagen „die Sonne geht auf“
obwohl wir wissen, dass die Erde um die Sonne kreist: in Wirklichkeit „geht die
Erde unter“ die Sonne, wenn wir sagen, die Sonne „geht auf“ - und zu – wie Ernst Jandl sprachspielerisch
ergänzt hat.
So geben wir im alltäglichen
Sprachgebrauch dem Schein (= Sonnenaufgang) den Vorzug vor der Wahrheit
(„Untergang“ der Erde).
Im Post über Benno Ohnesorgs
Ermordung habe ich erwähnt, dass sich das „krumme Ding“ in der Krummen Gasse
Nr. 66 (über 666 werden wir auch noch semiotisch reden müssen, auch: and get your kicks on route 66) zugetragen hat. Auch heute geht es um Namen.
Von den vermutlich Tausenden Panzerkreuzern der sieben
Weltmeere sind nur zwei global berühmt/berüchtigt geworden und geblieben: die Potjemkin (Schiffe sind weiblich) und die Aurora.
Aurora ist – es könnte nicht schöner sein - die Göttin der
Morgenröte, Aurora ist auch der Name
des Kreuzers, der in der Nacht zum 7. November
1917 mit einem Schuss das Zeichen für den Sturm auf das Winterpalais in Sankt
Petersburg gegeben hat. Mit diesem Signal (Mander,
‚s isch Zeit! – darf man Andreas Hofer und Trotzki in einem Atemzug
erwähnen?) begann der Legende nach die russische Oktoberrevolution.
Welcher Name als Aurora (Morgenröte) könnte besser zu diesem
Ereignis passen? Tatsächlich wurde der „zeichengebende“ Panzerkreuzer jedoch – wenn
man wikipedia trauen darf – schon beim Stapellauf im Mai 1900 auf den symbolisch
aufgeladenen Namen Aurora getauft,
lange bevor die Morgenröte den Startschuss für die rote Revolution geben
sollte.
Dass die 1917er-Revolution Oktoberrevolution genannt wird, obwohl das
Winterpalais nach unserem Kalender erst im November
erstürmt wurde, hängt mit dem Unterschied zwischen dem Julianischen (von Julius
Caesar) und dem Gregorianischen (nach Papst Gregor XIII) Kalendersystem
zusammen: „Bei uns“(Ich assoziiere "Gott-sei-bei-uns" - wieder ein Thema für einen Post) ist schon November, wenn „bei den Russen“ noch Oktober ist.
Wir werden alljährlich an diese Differenz erinnert, wenn uns die Medien am 7.
Jänner darauf hinweisen, dass nun auch „die Russen“ Weihnachten feiern, weil
bei ihnen erst der 25. Dezember ist. So wird Weihachten zur Eselsbrücke für den Termin der Oktober/Novemberrevolution.
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