Mein heutiger Tagebuch/Nachtbucheintrag über
rote Verkehrsampeln schließt an meinen beiden auto – ich verspreche, das Wortspiel
hier zum letzten Mal zu nutzen - biographischen Posts über Opel und BMW an. Mein
letzter Eintrag hat mit dem Hinweis geendet, wie schwierig es sei, nicht an
Opel-Blitz-Krieg und BMW-Flugzeugpropeller zu denken, wenn man Autos dieser
Marken sieht und dazu die (wenn auch möglicherweise historisch nicht
belegbaren) Mythen kennt. Nach dem Motto: denken Sie nicht an einen rosa
Elefanten!
Infolge der in den nächsten Tagen kommenden Posts werden Sie
vermutlich rote Verkehrsampeln mit anderen Augen betrachten, so wie man sich
nie wieder mit ruhigem Gefühl unter die Dusche stellen kann, wenn man einmal
Hitchcocks Psycho gesehen und
gehört(!) hat.
Die „Sprache“ der Verkehrsampel ist einfach,
das Repertoire beschränkt; in Signalfarben leuchtende Scheiben und dazu ein
simpler Code: Grün = GO!, Rot =
STOP! Das zusätzliche Gelb sowie das grüne Blinken tragen nur der Tatsache
Rechnung, dass wir uns bewegen und unser Rektionsvermögen (vor allem der Brems-
bzw. Gasfuß, - auch des
Hintermannes) eine Vorwarnung braucht.
Dass uns die Rot=STOP-Regel so sehr in
Fleisch und Blut übergegangen ist, dass wir sie fast schon für natürlich
halten, kann Semiotiker nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Beziehung
zwischen einer roten Ampel und der Bedeutung STOP eine kulturelle
Übereinkunft ist, auch wenn es gute Gründe psychologischer und physiologischer
Natur für diese Konvention geben kann, auf die ich noch eingehen werde.
Theoretisch hätte man sich auch darauf einigen können, dass die grüne Scheibe
STOP und die rote Scheibe GO bedeutet, - schließlich fährt man in manchen
Ländern auf der linken Straßenseite anstatt auf der rechten.
Niemand könnte uns daran hindern, auf unseren
Privatgrundstücken eigene Verkehrsampeln und die Regel aufzustellen, dass Rot –
VORWÄRTS bedeutet. „Vorwärts, und nicht vergessen, / worin uns're Stärke
besteht! / Beim Hungern und beim Essen,/ vorwärts und nicht vergessen / die
Solidarität!“ heißt es beim Roten Bertolt Brecht; der Vorwärts-Verlag war der
Verlag der Österreichschen Roten. Ausgehend von einer roten Verkehrsampel kommt
man schnell zur Politik, dieser Weg wird uns bis zur Roten (was denn sonst)
Armee Fraktion und zu Mao führen. Auch dazu später.
Lassen wir zuerst den Assoziationen freien
Lauf, Anlass dafür geben wieder Wortspielereien: während man in England mit
coolem Understatement traffic light (nicht zu verwechseln mit light traffic)
sagt, spürt man bei den Franzosen
Aufregung und Fahrfreude: Le feu rouge! Zum Feu rouge passt der/die/das Moulin
Rouge (der Moulin wenn man nach dem Französischen le moulin vorgeht, die
Moulin, wenn man an das Deutsche die Mühle denkt, das Moulin Rouge als
Etablissement) und so wird jede Kreuzung zum rhythmisch pulsierenden Rotlicht-Bezirk.
Durch diese Wortmontage bekommt das Wort Kreuzung rückwirkend einen
biologischen Sinn, das Wort Verkehr ist immer sexuell aufgeladen, Kreisverkehr so-wie-so. Kreisverkehr im Rotlichtviertel?
Vielleicht sind diese Spiele nur in der Sprache Freuds möglich: was ist schon
eine Rush Hour gegen den Stau in der Stoßzeit, - auch wenn Paul McCartney schon
1968 auf dem White Album der Beatles immer wieder flehte:
Why don’t we do it in
the road?
Why don’t we do it in the road?
Why don’t we do it in the road?
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