Singing Songs and Carrying Signs: weiter im semiotischen
Kontext von Verkehr =Politik und zurück zur Frage Why don’t we do it in the road?
Haben
Sie schon einmal über die Herkunft des Wortes Demonstration nachgedacht? Über den Zusammengang zwischen der Demonstration und der Monstranz? Dem Monströsen? Immer geht es ums Zeigen
und Zeichen setzen: wer die Macht hat, setzt die Zeichen. Wer die Zeige/Zeichen-Macht
hat, will verhindern, dass Zeichen gesetzt werden, die diese Macht untergraben: Singing Songs and Carrying Signs, Stephen Stills hat die Stimmung einer (noch friedlichen) Demonstration perfekt eingefangen.
Geht die Zeige/Zeichen-Macht vom Volk (Grundgesetz: Volkssouveränität) oder von
den Gewehrläufen aus, wie Mao sagte? (Dazu auch mein früherer Post über Mao und
die rote Ampel sowie der Post über die Baader-Meinhof-Bande/Rote Armee Fraktion.)
Horst
Mahler, in den 60er-Jahren eine zentrale Figur der radikalen Linken, heute ein
Rechtsradikaler (auch dazu Baader-Meinhof-Bande/Braune Mörder Bande in meinem
letzen Post) hatte für die politischen Pamphlete über den bewaffneten Kampf den
Titel Die neue Straßenverkehrsordnung
gewählt, weil die Westberliner Obrigkeit mit dem Hinweis auf die geltende Straßenverkehrsordnung Demonstrationsverbote ausgesprochen hatte. Ein Demonstrationsverbot verbietet
es den Massen, sich und ihre Zeichen zu zeigen.
Was
ist die kleinste Einheit einer Demonstration? Sind drei Leute, die auf dem
Gehsteig zusammenstehen (statt, wie der Gehsteig es verlangt: gehen) schon eine
Demonstration? Ein Auflauf? Eine Zusammenrottung? Die
bundesdeutsche Polizeigewerkschaft, die in den 60er-Jahren Teil der
Gewerkschaft Öffentliche Dienste,
Transport und Verkehr (ÖTV) war, hatte sich immer wieder in die verkehrs-politischen
Diskussionen um Demonstrationsverbote eingeschaltet.
Der
Polizist Karl-Heinz Kurras hat den Studenten Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 bei
der Demonstration gegen den Schah erschossen.
Angeblich aus Notwehr, wie ich in meinem letzten Post geschrieben habe, - in
den Hinterkopf, wie wir heute wissen. Am 3. Juni 1967 wurde in Berlin darauf
hin ein generelles Demonstrationsverbot erlassen: Why don’t we do it in the road? – weil es verboten ist. Aber wenn
doch die Macht vom Volk ausgeht und nicht von den Gewehrläufen?
Singing Songs and Carrying Signs? - wer kann (uns) das verbieten?
Die Frage nach der Versammlungs - und Demonstrationsfreiheit beschäftigte bundesdeutsche
Verwaltungsgerichte, Politik und Medien über Monate. In den konservativen
Medien wurde das Verbot oft mit dem Hinweis darauf entideologisiert, dass Demonstrationen eine „Verkehrsbehinderung“ seien. So schrieb z.B. die Berliner Morgenpost am 24. Oktober 1967
unter der Schlagzeile „Sperrbezirk für Demonstrationen.“
„In
den zuständigen Senatsbehörden wird jetzt vor allem darüber beraten, wie die
Behinderung des Fahrzeugverkehrs in der City durch jugendliche Randalier
vermieden werden kann.“ – so als wäre die Verkehrsbehinderung das Hauptproblem
gewesen.
Demonstranten, jugendliche Randalierer, Verkehrbehinderung. In diesem Kontext wird klar, wieso
Horst Mahler eine neue Straßenverkehrsordnung
fordert. Zum Abschluss dieses Themenkreises noch einmal Buffalo Springfield:
What
a field-day for the heat /A thousand people in the street
Singing
songs and carrying SIGNS /Mostly say, "hooray for our side!"
It’s
time we STOP....(Fortsetzung folgt).
No comments:
Post a Comment