Uhren
sind Zeichen der Zeit; die Schatten der Sonnenuhr, die Zeiger/das Ziffernblatt
analoger Uhren, die Zahlen der Digitaluhr und die Kirchturmglocken (wer die
Macht hat, darf Lärm machen) „sagen“ uns auf unterschiedliche Weise, wie spät
es ist.
In den folgenden Posts werde ich von der Eieruhr über die Kuckucks-Uhr bis zur (gefälschten)
Rolex einen semiotischen Blick auf die Zeitmesser und Taktgeber werfen.
Wenn
man die klassische Peirce’sche Dreiteilung von Zeichen nützt, kann man die
verschiedenen Uhren als a) primär indexikalische (direkte Spuren legende), b)
primär ikonische (der Realität ähnliche, analoge) oder c) symbolische
(konventionelle) Zeit-Zeichen-Maschinen klassifizieren; oft sind all drei semiotischen
Elemente in/auf einer Uhr vereint.
Beginnen
wir mit der ältesten Uhr der Welt. Jede Sonnenuhr ist ihrem Prinzip
nach eine indexikalische Uhr, bei der ein Stab einen Schatten wirft, der
anzeigt, wie spät es ist: right here/right now.
Schon
in archaischen Gesellschaften hat man versucht, die Zeit durch die Länge und
die Position eines Schattens (z.B. des eigenen Körpers) zu bestimmen. Der
zeichengebende / schattenwerfende Stab einer Sonnenuhr gibt die wahre Ortszeit
/ wahre Sonnenzeit auf einem Zeitbogen an. So kombinieren Sonnenuhren den
indexikalischen Schatten (als Vorläufer des Zeigers) mit einem ikonischen
Himmelsbogen, der den scheinbaren Weg der Sonne, den Tagbogen, über das
Firmament abbildet.
Wenn der Schatten in die Mitte des Bogens fällt, steht die Sonne für diesen Tag am
höchsten Punkt: dann ist Mitt-Tag, high
noon, Zwölf Uhr, wie man in der symbolischen Zeitmesser-Welt sagt.
Der
Zeigestab, giechisch polus (vgl. eng. Pole) ist ein sturer Schattenwerfer, der
keine Zeitzonen kennt, sich nicht nach den gesetzlichen Vorschriften für Sommer-
oder Winterzeit richtet und nur für die Zeit zwischen Sonnenaufgang und
Sonnenuntergang taugt – und auch das nur, wenn die Sonne „scheint“. Die Sonne
scheint zwar immer, es scheint nur so als schiene sie nicht immer, dafür bewegt
sie sich nicht – es scheint nur so, als bewege sie sich - auch auf der
Sonnenuhr.
Sonnenuhren zeigen nur dann die Zeit "richtig" an, man den
Polstab auf die Erdachse (den Polarstern) ausgerichtet
hat und wenn man seine Zeichen mithilfe eines Ziffernblattes richtig
lesen lernt.
In unser Welt sind Sonnenuhren nur mehr als romantisches Element der Haus- und Gartengestaltung präsent, als Slowfood gegen die Hektik des Arbeitsalltags.
Im
nächsten Post nehmen wir den Blick vom Firmament und beschäftigen uns mit der
Uhr, die man(n) zur Firmung bekommt, - um im Arbeitsalltag zu bestehen.
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