Mein letzter Post hat mit den Beatles geendet: Why
don’t we do it in the road? Bleiben wir im semiotischen Tagebuch bei Straßen und Plätzen. Die
rote Laterne baumelt vor Bordellen im Rotlichtviertel, das ist ein kultureller und physiologischer Code. Der Letzte des härtesten
Straßenrennens der Welt, der Tour de France, trägt eine rote Laterne mit Stolz;
die Tour/Tortour ist eine der wenigen Sportveranstaltungen, bei der man den Schwächsten
als den gerade noch Stärksten der allzu Schwachen feiert. All diese Rot-Codes kennen
wir auswendig by heart (einem roten
Organ), wie die Engländer viel schöner sagen.
Offensichtlich ist rot/STOP emotional
stärker aufgeladen als grün/GO: Blutrot, Feuerrot, Scharlachrot, Rot vor Wut.
Grün
ist vergleichsweise harmlos: Lindgrün, Suppengrün, die kleinen grünen Männchen.
Bei Stephen Pinker liest man, dass in archaischen Gesellschaften, in denen das
Farbspektrum sprachlich nur sehr grob abgebildet wird, Rot die dominierende Rolle
spielt. Wenn archaische Sprachen zusätzlich zu HELL und DUNKEL überhaupt ein
Farbwort haben, dann ist es ROT! Im Russischen krasnyj klingt die Faszination,
die das schöne Rot als Farbe aller Farben ausstrahlt, etymologisch noch nach: krasnyj hieß schön und rot. Krasnaja
Ploschtschad, der Rote Platz in
Moskau, war schon im 17. Jahrhundert ein schöner Platz, bevor er mit dem Roten
Oktober ein Roter Platz wurde.
P.S.: Zur roten Tuch: Stiere sind farbenblind.
P.P.S: Ich spreche nicht vom Sternzeichen.
Im
nächsten Post (dem Wort zum Sonntag) werde ich die Ampel beim Wort nehmen.
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