Ich lasse mich noch immer vom Verkehrsstrom treiben und nehme heute die Verkehrsampel beim Wort: die
Griechen sagen Sematodhotes, weil diese Vorrichtung ein „semeion“ (= Zeichen,
daher auch: Semiotik) gibt, auf Italienisch heißt die rote Ampel semaforo rosso, der rote Zeichenträger, was sich auch auf „semeion“ sowie auf das ebenfalls griechische „pherein“ (=
tragen vgl. Amphore = Gefäß) zurückführen lässt.
Spätestens jetzt sollte jedem
Christopher und Christof bewusst geworden sein, wen er im Namen und symbolisch auf
der Schulter trägt.
Dass
die Engländer cool traffic light sagen und die Franzosen feurig feu, habe ich
schon erwähnt. Ich vermute, dass man das Französische feu bis zu einer griechischen
Amphore zurückverfolgen kann, die mit Öl gefüllt war: eine Amphore ist als Gefäß ein „Inhaltsträger“
(pherein). Wenn man sie mit Öl füllt, das man entzündet, wird sie zur
Öllampe oder eben zum Signalfeuer. Feuer und Rot, feuerrot assoziieren wir
intuitiv mit Blut und Gefahr, wenn wir rot sehen, sehen wir rot!
Man
darf trotz aller assoziativen Codes und etymologischen Delirien nicht vergessen, dass
auch wahrnehmungs-physiologische Gründe dafür sprechen, Rot und Grün als
Signalfarbe zu verwenden. Sehen ist ein äußerst komplexes Phänomen, daher kann ich
hier kaum mehr als Andeutungen geben:
a) Unser
Rot/Grünsystem arbeitet offenbar besonders schnell, schneller als z.B. das
Blau/Gelb-System.
b) Rot
sticht aus der natürlichen Umgebung besonders hervor, so als wäre das
menschliche Auge darauf programmiert, Rot besonders gut zu erkennen.
c) Obwohl
wir rasch und empfindlich auf Rot reagieren, werden wir davon nicht geblendet.
Deswegen ist z.B. die Kabinenbeleuchtung für die Navigation auf Schiffen rot.
So kann man die Instrumente und Karten lesen und ist nicht völlig nachblind,
wenn man dann aufs dunkle Meer hinausschaut.
Man
hätte theoretisch auch Himmelblau oder Hellrosa oder Pink/Gelb -gestreift für
die Bedeutung „STOP“ in Verkehrsampeln verwenden können, aber man müsste dafür
einige Wahrnehmungs- und Assoziations-Nachteile in Kauf nehmen oder sich wie Rot-Grün-Sehschwache
an anderen Kriterien (Position des Signals) orientieren.
Die Verkehrsampel, wie
wir sie kennen, erscheint nach diesen Überlegungen als gelungene Verbindung von
Kultur und Natur. Das macht die Versuche, dieses Signal-System auf dem Kopf zu stellen
(hellörige assoziieren hier schon Karl Marxens Programm, Hegel vom Kopf auf die
Füße zu stellen) besonders faszinierend. Dazu mehr im Montag-Mao-Post.
No comments:
Post a Comment